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Online oder Präsenz?

Die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) bindet in ihrem Studiengang Soziale Arbeit regelmäßig Expert:innen in eigener Sache ein: zum Beispiel Menschen mit einer Behinderung. Ein HAW-Workshop am 24. November befasste sich damit, wie die Einbindung besonders gut gelingen kann: online oder in Präsenz? GUT GEFRAGT-Mitarbeiterin Ninja Junge berichtete von ihren Erfahrungen als blinde Expertin.

Der Workshop fand im Rahmen der Tagung zu „Ethischen Fragen, Folgen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Lehre der Sozialen Arbeit“ an der HAW statt. Lehrende und Studierende aus ganz Deutschland nahmen daran teil. In dem Workshop diskutierten die Teilnehmenden mit unserer Kollegin die Unterschiede, Chancen und Risiken, wenn Expert:innen mit Behinderung per Video-Schaltung oder vor Ort als Vortragende und Diskussionspartner:in an einem Seminar teilnehmen.

Online ist ideal für Menschen mit starken Einschränkungen

Unsere Mitarbeiterin Ninja Junge hatte vor dem Workshop ihre Peer-Kolleg:innen bei GUT GEFRAGT nach ihren Ansichten zu Vor- und Nachteilen gefragt. „Für online spricht, dass sich Expert:innen in Ruhe von zuhause dazu schalten können und keinen Stress mit der Anfahrt haben“, sagt sie. Insbesondere Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen würden digitale Formate eine Teilnahme oft erst ermöglichen. Wer Ängste hat, zum Beispiel mit Menschen in Berührung zu kommen oder vor größeren Gruppen zu sprechen, kann online eine größere Distanz wahren und sich zuhause ein Umfeld schaffen, in dem er oder sie sich wohl fühlt.

„Ein Nachteil ist aber, dass man keine direkten Rückmeldungen bekommt, wenn alle Teilnehmenden stumm geschaltet sind und man nur mit dem Bildschirm redet“, so Ninja Junge. Sie betont, wie wichtig es ist, bei Online-Veranstaltungen häufiger Pausen zu machen, weil die Konzentration schneller nachlässt. Gerade für blinde Menschen könne auch mangelhafte Technik, wie etwa eine schlechte Internet-Verbindung, zum Problem werden, wenn möglicherweise gar nicht auffällt, dass die Verbindung unterbrochen wurde.

Mehr Dynamik, mehr Praxis in Präsenz

„Ich selbst mag Präsenz viel lieber. Da steckt mehr Dynamik drin“, sagt Ninja Junge. „Es ist einfacher, zwischendurch praktische Übungen zu machen und auf Rückmeldungen zu reagieren. Diskussionen entwickeln sich viel leichter.“ Erstaunt war sie zu erfahren, dass die meisten Lehrenden bisher noch keine Expert:innen in eigener Sache in ihre Veranstaltungen eingebunden haben. Deshalb hat unsere Mitarbeiterin viele praktische Tipps gegeben: Beispielsweise, welche Video-Konferenz-Systeme gut geeignet sind und dass es notwendig ist, Leichte Sprache zu verwenden oder bei Bedarf eine:n Gebärdensprachen-Dolmetscher:in einzusetzen.

Professorin Marlene-Anne Dettmann, die den Workshop geleitet hat, freute sich sehr über die Teilnahme unserer Expertin: „Frau Junge war an dem Tag dreifache Expertin. Erstens hat sie als Peer-Evaluatorin die Arbeit von GUT GEFTRAGT vorgestellt, zweitens als Expertin in eigener Sache ihre Erfahrungen zu gesellschaftlicher Behinderung mit uns geteilt. Und drittens konnte Frau Junge heute ihr Wissen vermitteln, das sie als Referentin in meinen Seminaren gesammelt hat. Das hat ordentlich Eindruck hinterlassen! Ich freue mich sehr auf weitere Teamarbeit in dieser Form.“

Nicht über uns, ohne uns

Die vielen fachlichen Informationen und das offene Miteinander im Workshop zeigten deutlich: Es macht Sinn Expert:innen in eigener Sache einzubinden. Auch Lehrende können so noch dazulernen und erhalten wertvolle Hinweise. „Ich denke, ich konnte zeigen, wie bereichernd es sein kann, Menschen mit Behinderung in die Lehre Sozialer Arbeit einzubeziehen – und dass das auch gar nicht so schwer ist“, freut sich Ninja Junge. Der Grundsatz der UN-Behindertenrechtskonvention „Nicht über uns, ohne uns“ ist ihr persönlich und GUT GEFRAGT als Dienstleister für Menschen mit Beeinträchtigungen eine Herzensangelegenheit.

Mehr über unsere vielfältige Zusammenarbeit mit der HAW:

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