Im Rahmen des von der Stadt Hamburg geförderten EbAA-Projektes hat das Projektteam von GUT GEFRAGT im Selbstversuch Barrieren überprüft. Gemeinsam mit einem professionellen Guide fuhren 6 Team-Mitglieder durch die Hafencity – im Rollstuhl!
Wie fühlt es sich an, selbst im Rollstuhl zu sitzen und sich fortzubewegen? Welche Hindernisse tauchen auf? Sind Steuern und Antrieb schwierig oder einfach? Das sind die Fragen, denen die EbAA-Kolleginnen auf den Grund gegangen sind. EbAA steht für Evaluator:innen barrierefrei auf dem Allgemeinen Arbeitsmarkt. In dem Projekt geht es darum, Barrieren unserer Mitarbeiter:innen mit Behinderungen sowie des gesamten Teams von GUT GEFRAGT im Arbeitsalltag aufzuzeigen und an Lösungen für den Abbau dieser Barrieren zu arbeiten. Das Projekt wird durch den Partizipationsfond der Stadt Hamburg gefördert.
Einen anderen Blickwinkel einnehmen
Um die Perspektive von Rollstuhlfahrer:innen besser nachvollziehen zu können, traf sich das Team am 7. Juni mit dem Guide Björn Schulz. Als Expertin mit dabei: EbAA-Kollegin und Rollstuhlfahrerin Lena Geske. Björn Schulz ist ebenfalls Rollstuhlfahrer und macht für StattTour alternative Stadtführungen. Aufgeteilt in Paare – eine Person im Rollstuhl, die andere als Unterstützung – führte die Tour fast 3 Stunden durch die Hafencity.
„Nur beim Wechsel der Partnerinnen sind wir aus dem Rollstuhl aufgestanden. Alle Barrieren und Hindernisse haben wir genauso wahrgenommen, wie Menschen im Rollstuhl sie jeden Tag erleben“, sagt Annika Faescke, Werkstudentin bei GUT GEFRAGT. „Wir haben zum Beispiel Rampen, Kabelschächte, Schläuche und eine Ampel überquert“, ergänzt Projekt-Mitarbeiterin Parmis Hashtrudy. Was sich so leicht anhört, erforderte oft viel Muskelkraft und Geschick, stellten die Kolleginnen fest.
Teppiche, Stufen, Kopfsteinpflaster
Unterwegs stieß das Team auf viele verschiedene Hindernisse. Zum Beispiel:
- Teppiche am Eingang von Geschäften, die wie eine Schwelle das Hineinkommen erschweren.
- Stufen vor den Türen von Läden – für Rollstuhlfahrer:innen eine unüberwindbare Barriere.
- Denkmalgeschütztes Kopfsteinpflaster in vielen Quartiersbereichen – darüber zu fahren, ist im Rollstuhl enorm kraftaufwändig und unangenehm, weil man regelrecht durchgeschüttelt wird.
Viele Barrieren auf kurzer Strecke
Obwohl im jüngsten Stadtteil Hamburgs sehr auf Barrierefreiheit geachtet wurde, konnte das Team auf der verhältnismäßig kurzen Strecke viele „Barriere-Baustellen und Nicht-Mitdenken“ feststellen und am eigenen Leib erfahren, stellt Expertin Lena Geske fest.
Zum Glück war der Tag sonnig und trocken. Wenn es geregnet hätte, wäre die Tour ausgefallen. „Für Menschen, die nicht geübt sind im Rollstuhlfahren, ist es schwierig, im Regen zu fahren, da dann die Bodenhaftung der Reifen deutlich schlechter ist“, berichtet Assistenz Ulrike Kubatta. So hat das Team viel Neues dazu gelernt und durch die Selbsterfahrung noch mehr Verständnis für Menschen im Rollstuhl entwickelt.
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