Wie müssen Städte gestaltet sein, damit sie zugleich inklusiv und klimaangepasst sind? Um diese Frage dreht sich das europäische Projekt InclusiveSpaces. Auf der Suche nach Expert:innen für Inklusion und Barrierefreiheit hat sich das Projektteam an GUT GEFRAGT gewandt. 2 unserer Peer-Expert:innen haben Interviews gegeben und über ihre Erfahrungen berichtet.
Ziel des Projektes InclusiveSpaces ist, Design, Instrumente und Rahmenbedingungen für städtische Räume zu entwickeln, die für eine barrierefreie und inklusive Umwelt notwendig sind. Pilotstädte sind Hamburg, Madrid, Budapest, Larnaka (Zypern), Athen und Genf. Derzeit läuft die Startphase des Projekts, in der die Projektmitarbeiter in jeder Pilotstadt Interviews mit Expert:innen mit und ohne Beeinträchtigungen führen. Themen sind u.a. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, Mobilität und digitale Produkte.
ISI.vor Ort-Team verleiht Mehrwert
Auf der Suche nach geeigneten Expert:innen ist InclusiveSpaces auf GUT GEFRAGT und einfach.ISI, unsere Dienstleistungen für Barrierefreiheit, aufmerksam geworden. „Die Expertise des einfach.ISI- und speziell des ISI.vor Ort-Teams verleiht dem Projekt einen großen Mehrwert“, so Lea Zuckriegl, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei InclusiveSpaces. Jeweils 1 Stunde sprach sie online mit unseren Expert:innen Ninja Junge und Marius Krogmann.
Dabei ging es zum Beispiel darum, ob sie selbst schon einmal bei einem städtebaulichen Projekt einbezogen worden sind („noch nie“) und wann es sinnvoll sei, die Expertise von Menschen mit Behinderung einzubinden: bei der Ausbildung von Architekten und Ingenieuren, bei der Entwurfsplanung, bei der Baugenehmigung, beim Bauen oder bei der Zertifizierung. Klare Antwort: „Am besten wäre es, Menschen mit Behinderung von Anfang an, konsequent einzubeziehen, wenn Barrierefreiheit erreicht werden soll“, sagte Ninja Junge.
Viel Input aus Expert:innen-Sicht
Im Interview konnte unsere blinde Expertin außerdem deutlich machen, wie immens der Einfluss von Wind und Wetter in einer Stadt sein kann: „Bei Regen sind die Straßen so laut, dass ich mich nur noch schwer orientieren kann. Auch Wind verzerrt Geräusche und drückt vielleicht in eine völlig falsche Richtung. Bei viel Schnee und Streusand kann ich den Stock nicht richtig einsetzen, weil die Leitsysteme auf den Gehwegen nicht mehr zu finden sind. Deshalb ist es extrem wichtig, dass die Gehsteige geräumt sind.“
Auch unser Experte Marius Krogmann berichtete, wo es ihm in Städten an Barrierefreiheit fehlt: „Für Rollstuhlfahrer:innen gibt es viel zu wenige öffentliche Toiletten. Wartehäuschen an Bahnhöfen sind oft zu klein und die Türen zu schmal, um im Rolli wenden zu können.“ Eine gute Idee lieferte er auch gleich mit: „Im Winter wären Heizgeräte an den Straßen toll, damit sich Menschen mit Rollstuhl oder Rollator die Hände wärmen können.“ Außerdem fordert er mehr Übertragungen in Leichte Sprache: „Besonders in Behörden sind Texte und Formulare oft nicht zu verstehen.“
„Super Input“, fand die InclusiveSpaces-Moderatorin, die alle Antworten notierte und neue Projekte vorstellte, die derzeit in verschiedenen europäischen Ländern in der Entwicklung sind. Zum Beispiel ein spezieller Stuhl, der für mehr Badespaß an Stränden sorgen soll: Er führt auf Schienen bis ins Wasser hinein – ideal für Menschen mit einer Mobilitätsbeeinträchtigung oder Sehbehinderung.
330 Personen werden befragt
Europaweit befragt das InclusiveSpaces-Team jeweils 30 Personen in den 6 Pilotstädten, darunter Architekten, Ingenieure, Wissenschaftler und je 15 Personen mit Behinderungen. Das nationale InclusiveSpaces-Team für Deutschland besteht aus wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Technischen Universität München (TUM) und aus Mitarbeitenden der Freie und Hansestadt Hamburg.
Mehr über InclusiveSpaces: https://inclusivespaces-heproject.eu/